Auch in Tansania bestimmt „Corona“ das tägliche Leben. Offiziell werden zwar nur 509 Infektionen gemeldet, aber an diesen Angaben gibt es Zweifel. Aktuelle Zahlen werden von der Regierung seit Ende April nicht mehr veröffentlicht. Es wird befürchtet, dass die Pandemie sich bereits erheblich stärker ausgebreitet hat, als die offiziellen Zahlen vermuten lassen. "Die Regierung vertuscht die Situation", sagt Oppositionschef Kabwe laut Süddeutscher Zeitung.
In der Merudiözese sind in den letzten Wochen im Vergleich zu den Vorjahren deutlich mehr Menschen gestorben. Da es in ganz Tansania nur ein Labor gibt, das Corona-Tests durchführen kann, wird dabei nicht Covid 19 diagnostiziert, sondern z.B. Diabetes oder Herzinfarkt. Doch die Mitarbeiter der Diözese vermuten, dass die Dunkelziffer hoch ist.
Der Staatspräsident Makufuli, der als Corona-Leugner gilt, empfahl seinen Bürgern, viel und eifrig zu beten, da das Virus „nicht im Körper von Jesus überleben kann, es wird verbrennen“. Einen konsequenten Lockdown hält Magufuli für überflüssig, in den großen Städten haben Restaurants, Bars und Läden weiter geöffnet. Er selbst hat sich zur Sicherheit aber in sein Heimatdorf zurückgezogen.
Die Maßnahmen, die von der Regierung angewiesen wurden, bestimmen dennoch das gesellschaftliche Leben: Seit 17. März sind Schulen und Universitäten geschlossen. Für Online-Unterricht fehlen meist die technischen Voraussetzungen. Menschen sollen Abstand halten und Hygienemaßnahmen ergreifen. Doch auch das ist v.a. in den ländlichen Gebieten schwierig zu realisieren. Die meisten Menschen sind darauf angewiesen das Haus zu verlassen, um nicht in Existenznot zu geraten.
Aufklärungsarbeit der Merudiözese
Die Merudiözese versucht Aufklärungsarbeit zu unterstützen und durch Einschränkungen die Verbreitung des Virus zu verhindern. Gleichzeitig fordert sie zu verstärktem persönlichen Gebet auf. Taufunterricht, Kindergottesdienst und Gebetsgruppen finden momentan nicht statt, Gottesdienste werden verkürzt und mit weniger Besuchern abgehalten, die im Abstand von 2-3 Metern sitzen sollen. Taufen sollen nicht im Sonntagsgottesdienst erfolgen. Beerdigungen nur im engsten Familienkreis. In jeder Gemeinde wurde ein Gesundheitsteam etabliert, das die Regeln umsetzt.
Viele Gemeindeglieder bleiben aus Angst zu Hause. Dadurch vermindert sich die Kollekteneinlage massiv, was wiederum zu finanziellen Schwierigkeiten in der Diözese führt.
Situation am URRC
Das „Usa River Rehabilitation and Training Center“ (URRC) ist eine Einrichtung für Menschen mit und ohne körperlichen und geistigen Handicaps, die dort wie in einem kleinen Dorf - unabhängig von Glaubensrichtung und Herkunft - zusammenleben und auf eine Integration in ihr familiäres und soziales Umfeld vorbereitet werden. Mona Behninger, Lehrer am URRC, berichtet, dass die Schüler, die Mitte März alle nach hause geschickt worden waren, seit Kurzem wieder zurückgekehrt sind. Um Schüler und Mitarbeiter zu schützen, gelten die gleichen Regeln wie bei uns: Alle tragen Masken und versuchen, 1,50m Abstand zu halten (was bei vier Schülern in einem kleinen Schlafraum jedoch realistischerweise kaum möglich ist).
Dank der Unterstützung vieler Menschen vor Ort und der Freunde in Deutschland bemüht socvh das Center, die Not der armen und behinderten Menschen in den umliegenden Dörfern in der Krise zu lindern: Reis, Mehl, Zucker, Speiseöl, Tee, Seife ,…. werden dringend gebraucht.
Dass der Tourismus wegen Corona zum Erliegen gekommen ist, trifft auch das URRC wirtschaftlich hart: Cafe und Gästehaus (sonst wichtige Einnahmequellen) sind verwaist, die Produktion in der Bäckerei zurückgegangen. Wie sich die Pandemie auf die Finanzierung und den Betrieb des Centers auswirken wird, wird sich erst im Laufe der Zeit herausstellen. Die Mitarbeiter hoffen und beten, dass die wichtigen Strukturen und Hilfsangebote, die sie aufgebaut haben auch nach der Krise weiterbestehen werden.
Überflutungen
Vor einigen Wochen gab es sehr heftige Regenfälle, die lokal schwere Schäden anrichteten, Tote forderten, Häuser und Tiere wegspülten. Besonders betroffen sind der Süden und der Westen der Diözese.
Partnerschaft
Bischof Nasari bittet alle Gemeinden in der Diözese auch für alle Menschen im Dekanat Bamberg zu beten, dass die Pandemie und die Folgen der Pandemie bald überwunden werden können. Auch bittet er uns, für unsere Partner in Meru zu bitten und so im Gebet vor Gott miteinander verbunden zu sein.
Jugendbegegnung in Bamberg verschoben
Leider mussten auch aufgrund von Corona die Begegnungsprogramme, die für dieses Jahr vorgesehen waren, verschoben werden. Die Gemeinde Hallstadt wird im Juni nicht nach Tansania fliegen, im September können wir leider nicht die Jugenddelegation aus Meru im Dekanat begrüßen.
Quellen:
Lazaro Urio, Generalsekretär der Meru-Diözese, im Telefongespräch mit Dekanatsmissionspfarrerin Dorothea Münch
Mona Behninger, Lehrerin am URRC in Meru, Tansania per Skypegespräch mit Peter Mattenklodt
Süddeutsche Zeitung vom 21.5.2020: "Tansania: Der Präsident und Corona-Leugner, https://sz.de/1.4912364
Deutsche Welle vom 1.5.2020: "Tanzania under fire from WHO for lackluster response to COVID-19 pandemic" https://www.dw.com/en/tanzania-under-fire-from-who-for-lackluster-response-to-covid-19-pandemic/a-53304699.
Deutsche Botschaft in Daressalaam, Tansania: Newsletter vom 12. Juni 2020.
... kunawa mikono! Hände waschen!
Herzlichen Dank Mona Behninger, am URRC für die "Special Needs Unit" (die Klasse für Kinder und Jugendliche mit geistigen Handicaps) verantwortlich für die Bilder aus dem aktuellen Alltag des URRC.