„Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth.“ (Sacharja 4,6b)
Liebe Leserinnen und Leser,
das Wort zu Pfingsten setzt in dieser bedrückenden Zeit der Coronapandemie einen Kontrapunkt, der zugleich eine Perspektive eröffnet. Wir alle wissen, dass gegen das Virus kein noch so hochprofessionelles Heer etwas ausrichten kann – allenfalls, wenn Soldaten wie im Landkreis Bamberg im Pflegedienst eingesetzt werden. Und wir ahnen auch, dass noch so mächtig in die Welt getragene Verschwörungstheorien nicht weiterhelfen. Man kann gegen lebensnotwendige Schutzmaßnahmen demonstrieren, wird dadurch aber nur das Gegenteil erreichen: Die Bedrohung wird immer größer!
Die Jünger Jesu machten am Karfreitag diese Erfahrung. Ohnmächtig erlebten sie den Tod ihres Freundes. Und dann begegnete der von den Toten auferstandene Herr einzelnen und immer mehr von ihnen und sprach sie liebevoll an. So gingen sie durch Hoffen und Bangen, durch Zweifel und Zuversicht, bis an Pfingsten Gott seinen Geist der Liebe über sie alle ausgoss. Sie spürten: Die wahre Kraft steckt in dieser grundlegenden Wertschätzung von Mensch zu Mensch, im Verständnis füreinander und in gelingender Kommunikation. Es ist der Geist der Gemeinschaft, in der jedes menschliche Leben unendlich wertvoll ist vom ersten bis zum letzten Atemzug.
Mich beeindruckt, wie oft in diesen Wochen bei allen großen Herausforderungen der Geist Gottes in unseren Gemeinden und Einrichtungen – im gesellschaftlichen Leben überhaupt – wirkt. Im gemeinsamen Singen draußen und Beten daheim, weil Gottesdienste in den Kirchen nur eingeschränkt möglich sind. - In vielen Aktionen, die anderen zeigen: „Ich bin für Dich da und denke an Dich!“ – In den Helferbörsen, die überall entstanden sind. In der großen Kreativität, unter ganz neuen Bedingungen gemeinsam zu glauben und gemeinsam zu leben!
Möge Gott uns alle begeistern, unsere Welt neu zu denken und zu gestalten – im Zeichen einer gottgewollten Menschlichkeit, in der nachhaltigen Liebe zu seiner Schöpfung, in Hoffnung und Zuversicht. Ich wünsche Ihnen ein geisterfülltes Pfingstfest.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Hans-Martin Lechner
Dekan