2019 wurde es spannend in der Matthäuskirche: Mit "Nosferatu - Symphonie des Grauens" präsentierten Inder mit über 250 Besuchern quasi ausverkauften Kirche einen deutschen Spielfilm aus dem Jahr 1922 von Friedrich Wilhelm Murnau. "Nosferatu" ist eine – nicht autorisierte – Adaption von Bram Stokers Roman Dracula und erzählt die Geschichte des Grafen Orlok (Nosferatu), eines Vampirs aus den Karpaten, der in Liebe zur schönen Ellen entbrennt und Schrecken über ihre Heimatstadt Wisborg bringt.
"Nosferatu" gilt als einer der ersten Vertreter des Gruselfilms und übte mit seiner visuellen Gestaltung einen großen Einfluss auf das Genre aus - eine ebenso schöne wie unheimliche Reise ins Unterbewusste. Die poetische Bildsprache, revolutionäre Naturaufnahmen und die sensationelle Darstellung Max Schrecks machen „Nosferatu“ wohl zu einem der künstlerisch wertvollsten deutschen Filmproduktionen aller Zeiten. Dabei hatte ein Gericht 1925 nach einem verlorenen Urheberrechtsstreit eigentlich die Vernichtung aller Filmkopien angeordnet. Glücklicherweise existierten jedoch zu diesem Zeitpunkt schon unzählige Schnittversionen im Ausland, so dass der Film restauriert werden konnte.
Ungewöhnlich für einen Film dieser Zeit war die große Anzahl an Außenaufnahmen und die intensive Nutzung real existierender Drehorte. "Nosferatu" unterscheidet sich damit fundamental von den Kunstwelten des expressionistischen Films, der damals in Mode war (wie z.B. "Der Golem, wie er in die Welt kam", den wir 2015 gezeigt haben). Der Regisseur präsentiert zudem ein Panoptikum der Tier- und Pflanzenwelt: Von der mikroskopischen Aufnahme eines Polypen über eine Venusfliegenfalle, einen von einer Streifenhyäne "gedoubelten" Werwolf bis hin zu scheuenden Pferden.
Als der Film 1922 in die deutschen Kinos kam, schrieb die "Schweizer Illustrierte Kino Woche", manche Zuschauer hätten erst wieder bemerkt, dass sie im Kinosaal sitzen, als das Licht wieder angeschaltet wurde. "Nosferatu" verstörte die Zuschauer so sehr, dass angeblich einige den Hauptdarsteller Max Schreck für einen echten Vampir hielten.
"Die erste und eindrucksvollste Leinwandfassung des Klassikers Dracula. Murnau schuf Bilder, die man nie vergißt. Sein Vampir beherrscht als das personifizierte Grauen eine Welt der Dämmerung und Angst. Max Schreck verkörpert ihn mit unvergleichlicher Intensität."
(Dirk Jasper)
"Friedrich Murnau nutzt virtuos die technischen, poetischen und emotionalen Effekte des Mediums und entwirft - indem er den Einbruch des Dämonischen in die bürgerliche Idylle schildert - ein düsteres Spiegelbild kollektiver Ängste in der Weimer Republik."
(Lexikon des internationalen Films)
Spektakuläres, zeitloses Kino, live vertont an der Kirchenorgel von KMD Michael Vetter (Bautzen) - erneut auf einer 24 Quadratmeter-Leinwand in der Kirche. Zu Beginn gibt es eine kurze thematische Einführung von Pfr. Dr. Schneider. Nach dem Film freuen wir uns, wenn Sie noch auf ein Glas Wein oder eines unserer traditionellen Stummfilm-Schmalbrote (wie immer auch vegetarisch) zum Gedankenaustauch bleiben.
In Kooperation mit dem Lichtspiel/Odeon-Kino.
Termin: Freitag, 22.11.2019, 19:30h (Einlass: 19:00h)
Ort: Matthäuskirche, Boenhoefferplatz 2, 96049 Bamberg-Gaustadt
Preis: 12€ / 9€ erm.
Es sind sechs Freikarten über die Kulturtafel Bamberg erhältlich.
Ticketreservierung per Email möglich
(Abholung an der Abendkasse bis 19.15h)