In den zurückliegenden Jahren haben wir uns ausführlich mit dem Prozess „Profil und Konzentration“ beschäftigt (siehe unten). In St. Matthäus haben wir von Anfang an beschlossen, den Veränderungen, die auf uns zukommen, konstruktiv mitzugestalten. In Gemeindeversammlungen und an Themensonntagen haben wir uns miteinander auf den Weg gemacht von einer „vollversorgten Volkskirche“ hin zu einem „Kirche sind wir alle“.
Um diesen Prozess zu verstetigen, braucht es jedoch zunächst einmal viel haupt- und ehrenamtlich getragene Zeit. Daher hatte der Kirchenvorstand St. Matthäus sich gegen die Beschlussvorlage des Dekanatsausschusses zur Reduzierung von einer vollen auf eine halbe in St. Matthäus verorteten Pfarrerstelle gewandt.
Der Dekanatsausschuss hat letztlich dennoch eine Reduzierung der in St. Matthäus angesiedelten Pfarrerstelle auf eine halbe Stelle beschlossen.
Um die Situation etwas abzufedern, legt eine halbe regionale Entwicklungsstelle, die mittlerweile mit Pfarrerin Alina Rölver besetzt worden ist, ihren Arbeitsschwerpunkt für 2 Jahre auf unsere Gemeinde.
Letztendlich liegt die Zukunft unserer Gemeinde nun noch mehr in den Händen der Menschen, die St. Matthäus ausmachen und gestalten werden. Und das sind wir alle!
PuK: "Profil und Konzentration"
Schon seit längerer Zeit wird in der Landeskirche und auch in unserem Dekanat über Veränderungen nachgedacht. PuK ("Profil und Konzentration") ist dieser Reformprozess überschrieben. Hier sollten und sollen viele Menschen (Haupt- und Ehrenamtliche) auf unterschiedlichen Ebenen in unterschiedlicher Weise die Zukunft der Kirche mitdenken und aktiv mitgestalten. Wenn die Aussicht so ist, dass schon im Jahr 2030 nur noch halb so viele Pfarrer und Pfarrerinnen wie jetzt in der Landeskirche ihren Dienst tun, dann müssen wir lernen Kirche neu "in Räumen und Regionen" zu denken und zu leben.
Die Ergebnisse der verschiedenen Konsultationen, Treffen, Erhebungen und Diskussionen haben die kirchenleitenden Organe im Sommer 2022 ausgewertet und fünf Themenschwerpunkte für die kommenden Jahre gesetzt:
- Ausbau des Kontaktes zu Mitgliedern und Menschen im Sozialraum über gute und digitale Kommunikation.
- Die Region als zukünftiger Gestaltungsraum bekommt einen strukturellen Rahmen wie auch Freiraum zur Gestaltung.
- Eine Personalpolitik, die es kirchlichen und nicht kirchlichen Berufsgruppen ermöglicht gemeinsam die anstehenden Aufgaben zu erfüllen.
- Die Kirchenleitung sorgt dafür, dass sich Spiritualität innerhalb dieses Entwicklungsprozesses entfalten kann.
- Entwicklung hin zu einer dezentralen Entscheidungskultur.
An der Erreichung dieser Ziele arbeiten alle Ebenen gemeinsam (Gemeinde, Dekanatsbezirk, Kirchenkreis, kirchenleitende Organe, mit den angeschlossenen Ämtern und Einrichtungen) sowie alle Arbeitsbereiche (Einrichtungen, Dienste, ...). Es geht darum, die bayrische Landeskirche zukunftsfähig aufzustellen, so dass sie eine ausstrahlungsstarke Kirche bleibt.
In Bamberg hat der Dekanatsausschusses, des Leitungsgremiums unseres Dekanatsbezirks Bamberg, Ende 2022 dazu einen neuen Stellenverteilungsplan für den Dekanatsbezirk Bamberg vorgeschlagen und mit leichten Veränderungen im Mai 2023 beschlossen:
Dieser Plan für eine Neuverteilung der Pfarrerstellen beruht auf der Idee, die Kirche in unserem Dekanat schon jetzt durch eine Umstrukturierung auf den bis 2030 zu erwartenden Pfarrermangel vorzubereiten: Auch wenn aktuell noch genug Pfarrer*innen zur Verfügung stehen, sollen bereits 2024 Gemeindestellen eingespart werden. Aus diesen eingesparten Gemeindestellen sollen gleichzeitig neue Regionalstellen geschaffen werden. Diese gemeindeübergreifende Ebene soll mittelfristig Aufgaben übernehmen, die bisher bei den Gemeindepfarrer*innen verortet waren, z.B. Kinder- und Jugendarbeit, Altenheimseelsorge, Öffentlichkeitsarbeit, oder aber darüber hinausgehen wie die Stelle zur Stadt Seelsorge "Stadtblick".
Zudem wurden in Bamberg drei Stadtregionen gebildet: Stadtregion 1 (St. Stephan, Erlöser, St. Matthäus), Stadtregion 2 (Auferstehungskirche, Memmelsdorf-Lichteneiche), Stadtregion 3 (Hallstadt, Gleisenau).
Unsere Stadtregion 1 muss ab 2024 mit insgesamt 4,5 statt bisher 7 Gemeindestellen auskommen (St. Stephan und Erlöser: je 2 statt bisher 3 Stellen, St. Matthäus 0,5 statt bisher 1 Stelle).
Unser Kirchenvorstand hatte sich nach intensiven Beratungen entschieden, den vom Dekanatsausschuss vorgeschlagenen neuen Stellenplan abzulehnen.
Gemeindeentwicklung in St. Matthäus
In St. Matthäus haben wir von Anfang an beschlossen, den Veränderungen, die auf uns zukommen, konstruktiv zu begegnen und sie aktiv mitzugestalten. Uns war schnell klar, dass unsere Gemeinde mit einer halben Pfarrerstelle nur lebendige Kirche sein kann, wenn wir unser Gemeindeleben verstärkt als unserer aller Aufgabe begreifen und Strukturen aufbauen, die Ehrenamt ermöglichen, unterstützen und sichtbar machen – weg von einer „vollversorgten Volkskirche“, hin zu einem „Kirche sind wir alle“.
Deswegen war auch klar, dass dieser Prozess nicht nur „im stillen Kämmerlein“ im Kirchenvorstand oder im Pfarramt gestaltet werden kann – sondern am besten gemeinsam mit allen in der Gemeinde, die Lust haben, sich mit uns auf den Weg zu machen, mitten auf der Kirchenwiese. In Gemeindeversammlungen und an Themensonntagen überlegen wir seitdem, wie wir unser Gemeindeleben unter veränderten Rahmenbedingungen erhalten und ausbauen können. Dabei wurde schnell deutlich, welchen Schatz wir in all den Menschen haben, die in unserer Gemeinde leben und sich gerne einbringen!
So haben sich Menschen gefunden, die bei Themen, die ihnen besonders am Herzen liegen, ihre Kenntnisse und ihre Zeit einbringen, sich verantwortlich zeigen, als „KVplus“ regelmäßig austauschen und im neuentwickelten Organigramm im Eingangsbereich unserer Kirche sichtbar werden. In vielen Bereichen sind Menschen dazugekommen, die punktuell Aufgaben übernehmen, sich in Gottesdiensten, dem ANDACHTbeantworter, der Begleitung der Kinder und Jugendlichen, in Gruppen und Kreisen beteiligen und so viele Ideen erst möglich machen. Das Kirchenkaffeeteam schafft mit dem wöchentlich stattfindenden Kirchenkaffee Raum für Gemeinschaft, zum Austausch, zur Vernetzung und macht die Gastfreundlichkeit unserer Gemeinde spürbar. Und da gäbe es noch so viel mehr zu nennen.
Und was vielleicht das Wichtigste ist: Es vollzieht sich immer deutlicher ein Mentalitätswandel in unserer Gemeinde hin zu einer Ehrenamtskirche. Nicht zwei großartige Pfarrer*innen und 14 engagierte Kirchenvorsteher*innen „veranstalten“ Gemeindeleben. Sondern wir alle sind eine Gemeinschaft, die mit- und füreinander Gemeinde gestalten. „Zusammen wachsen / Zusammenwachsen“ wurde so zum Motto dieses Prozesses.
Auch die Idee zur Simultankirche, also unser Kirchengebäude und -gelände in gemeinsamer Nutzung mit der rumänisch orthodoxen Gemeinde auf Dauer beleben und finanziell absichern zu können, entstand aus einer Gemeindeversammlung. Aus finanziellen Gründen haben wir dieses Projekt inzwischen leider aufgeben müssen.
Zudem haben wir im Zuge des Dekanatsentwicklungsprozesses die Zusammenarbeit innerhalb der Stadtgemeinden und vor allem mit St. Stephan intensiviert. Es gibt gemeinsame Gottesdienste, gemeinsam getragene Kinderbibelwochen und Konfiveranstaltungen, Austauschtreffen der Kirchenvorstände, Entwicklung eines Schutzkonzeptes gegen sexualisierte Gewalt und manches mehr. Die Suppenkirche als große gemeinsame Aktion aller Stadtgemeinden hat viele Menschen angesprochen und zusammengebracht.
Bisherige Ergebnisse
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