Safari njema, Victoria!

Vicky aus Tansania beim Gemeindefest in St. Matthäus 2018
Bildrechte P. Mattenklodt

Seit Sommer 2018 hat Victoria Ndossy als Freiwillige in der Kindervilla der Diakonie gearbeitet und uns zugleich die Partnerschaft unseres Dekanats mit der Diözese Meru in Tansania nähergebracht. Ende Juni ist sie wieder nach Hause zurückgekehrt. Wir haben im Gespräch mit ihr zurückgeblickt.

Was ist Dir als Erstes in Deutschland aufgefallen?
Es gibt hier keine Händler, die ihre Waren auf der Straße anbieten. Das ist in Tansania sehr häufig. Außerdem hat mich gewundert, dass ich in Bamberg viele Menschen aus anderen Ländern gesehen habe. Damit habe ich nicht gerechnet. Auch nicht, dass es auch in Deutschland arme Menschen gibt. 

An was musstest Du Dich hier gewöhnen?
(lacht) Das Wetter! Doch im Winter ist es schön, wenn alles weiß ist und man auf dem weichen Schnee laufen kann. Ich musste mich auch daran gewöhnen, dass ich nicht viel Kontakt mit meiner Familie haben kann. Ein Teil wohnt auf dem Dorf und sie haben kein Handy. Manchmal vermisse ich sie. Ein Unterschied ist auch, dass die Menschen in Deutschland direkter sind. Aber das kenne ich schon von der Zusammenarbeit mit deutschen Freiwilligen in Tansania. 

Wie unterscheiden sich denn die Gottesdienste?
In Tansania dauern unsere Gottesdienste viel länger, oft zwei Stunden. Die Gemeinde singt ohne Orgelbegleitung, meistens vierstimmig. Es gibt zwar meistens auch eine Orgel, die begleitet aber nur den Chor. Und ein Chor gehört zu jedem Gottesdienst. Für die Kollekte stehen vorne in der Kirche Körbe. Im Gottesdienst gehen alle Menschen vor und legen dort ihre Gabe ein. Das ist nicht immer Geld, sondern oft auch Eier, Mais oder auch mal ein lebendes Huhn. Nach dem Gottesdienst wird dann alles versteigert und die Gemeinde bekommt das Geld. Die Lebensmittel, die sie ersteigert haben, verschenken die Menschen dann oft an Bedürftige oder soziale Einrichtungen.

Du arbeitest ja in einem Kindergarten. Wie ist das in Tansania?
In Tansania gehen Kinder frühesten mit zwei Jahren in den Kindergarten, in öffentlichen Kindergärten müssen sie sogar vier Jahre alt sein und schon selbst auf die Toilette gehen können. Überhaupt gehen nicht sehr viele Kinder in den Kindergarten, weil solche Einrichtungen Geld kosten und oft zu weit weg sind. Häufig kümmern sich die Großmütter um die Kleinen. Und in den Dörfern spielen die Kinder meist miteinander. Irgendein Nachbar passt dann schon auf. Reichere Familien in den Städten haben oft ein Hausmädchen.

Und wenn du die Kindergärten in Deutschland und Tansania vergleichst?
Oh, da gibt es viele Unterschiede. Hier spielen die Kinder nur den ganzen Tag. In Tansania lernen sie schon mehr, so wie in der Schule - z.B. Zahlen, Buchstaben und einfache Worte. Manche Kinder lernen auch erst im Kindergarten unsere Landesprache Kisuaheli, weil in ihrem Dorf eine Stammesgespräche gesprochen wird, in der Region Meru z.B. oft Kimeru. Das ist eine ganz andere Sprache.

Wenn du etwas aus Deutschland mitnehmen könntest nach Tansania, was wäre das?
(lacht) Die Pünktlichkeit! Und in Deutschland versucht man immer einen Plan zu erstellen, bevor man z.B. ein Fest organisiert. Das kann hilfreich sein.

Was wirst du jetzt tun, wenn du nach Tansania zurückkehrst?
Als erstes werde ich meine Familie besuchen! Darauf freue ich mich schon sehr. Und dann gehe ich zurück zu meiner Arbeitsstelle im Usa River Rehabilitation Center. Das ist ein Zentrum, in dem behinderte Menschen zusammen mit Nicht-Behinderten leben und eine Ausbildung machen können. Bisher habe ich dort in der Bäckerei gearbeitet. Weil ich jetzt Deutsch spreche, kann ich vielleicht auch im Gästehaus mithelfen.

Interview: Dorothea Münch (Dekanatsmissionspfarrerin) und Peter Mattenklodt

Für deine Rückkehr nach Meru wünschen wir Dir Gottes Segen, liebe Victoria! Danke, dass Du bei uns warst und uns Deine Freundlichkeit, dein Lachen, Deine Zeit und Deine Kraft geschenkt hast. 

Gute Reise – safari njema, Vicky!